Retropharyngealer Abszess ist eine potenziell lebensbedrohliche Infektion, die den retropharyngealen Raum betrifft und eine schnelle Diagnose und aggressive Therapie erfordert.

Epidemiologie

Retropharyngealabszesse treten am häufigsten bei Kindern auf, wobei 75 % der Fälle vor dem Alter von 5 Jahren und häufig im ersten bis dritten Lebensjahr auftreten. Dies ist wahrscheinlich auf die Kombination aus ausgeprägtem retropharyngealem Knotengewebe und der Häufigkeit von Mittelohr- und Nasopharyngealinfektionen zurückzuführen. Es kann eine leichte männliche Prädilektion geben 3.

Gelegentlich können retropharyngeale Infektionen aus einer Vielzahl anderer Ursachen resultieren, einschließlich Trauma/Fremdkörperinjektion 3. Auch immungeschwächte Patienten haben ein erhöhtes Risiko, einen retropharyngealen Abszess zu entwickeln.

Klinische Präsentation

Die Präsentation ist variabel. In einigen Fällen zeigen die Kinder unspezifische Symptome wie allgemeine Reizbarkeit, Fieber und Essensverweigerung. In anderen Fällen sind die Symptome ausgeprägter und umfassen Sabbern, Fieber, Schwellung des Halses, eingeschränkte Beweglichkeit und Stridor. Klinisch kann die Erkrankung an eine Epiglottitis erinnern 2,3. Dies ist insbesondere bei Säuglingen der Fall 3. Tastbare zervikale Lymphknoten können ebenfalls vorhanden sein 4.

Alternativ, und selten in entwickelten Ländern, können sich Patienten mit Komplikationen vorstellen, die sich aus der Ausbreitung der Infektion auf benachbarte Räume ergeben (siehe unten).

Pathologie

Retropharyngeale Abszesse entstehen vermutlich als Komplikation einer Primärinfektion an anderer Stelle im Kopf- und Halsbereich, z. B. im Nasopharynx, in den Nasennebenhöhlen oder im Mittelohr (z. B. bei einer Mittelohrentzündung), aus denen wiederum Lymphe u. a. in die retropharyngealen Lymphknoten fließt. Weitere mögliche Quellen sind Infektionen der Mundhöhle und des Oropharynx (Tonsillitis, Pharyngitis), Diskitis/Osteomyelitis und penetrierende Traumata 8.

Die Suppuration dieser Knoten führt dann zu einer Ausdehnung der Infektion auf die umliegenden Gewebe, die durch die Gesichtsebenen begrenzt werden, was zu einer ungehinderten potenziellen kranio-kaudalen Ausbreitung von der Schädelbasis bis zum Mediastinum führt.

Etiologie

Die verursachenden Erreger sind variabel und umfassen 2:

  • Streptokokken der Gruppe A
  • S. aureus
  • H. influenzae
  • anaerobe Organismen, z. B. Bacteroides, Peptostreptococcus und Fusobacterium
  • M. Tuberkulose: in endemischen Gebieten oder bei immungeschwächten Personen

Röntgenmerkmale

Einfaches Röntgenbild

Die Röntgenaufnahmen, die den Vorteil haben, dass sie im Sitzen gemacht werden können, zeigen eine Weichteilschwellung hinter dem Rachen mit einer Verbreiterung der prävertebralen Weichteile. Dieses Erscheinungsbild kann nicht von einem prävertebralen Abszess unterschieden werden, und eine sorgfältige Beurteilung der Wirbelkörper und Bandscheibenräume ist wichtig.

CT

CT eignet sich hervorragend für die Beurteilung des Halses und ist in der Lage, dies in kurzer Zeit zu tun (viel schneller als ein MRT), was ein wichtiger Faktor bei der Bildgebung von Patienten mit potenzieller Verengung der Atemwege ist. Die Aufnahmen sollten mit Kontrastmittel angefertigt werden, um Flüssigkeitsansammlungen von phlegmonösen Verdickungen (retropharyngeale Zellulitis) unterscheiden zu können.

Es ist jedoch zu beachten, dass die CT eine nicht unerhebliche Rate an falsch-positiven (10 %) und falsch-negativen (13 %) Ergebnissen beim Nachweis von Eiter aufweist, so dass eine chirurgische Exploration auf der Grundlage der klinischen Präsentation erforderlich sein kann.2.

Es ist wichtig, einen retropharyngealen Abszess von einem retropharyngealen Ödem zu unterscheiden. Ein echter Abszess weist in der Regel einen peripher verstärkten Rand mit einer zentralen hypodensen Ansammlung auf, dehnt den retropharyngealen Raum aus und kann Gasansammlungen enthalten 8.

MRT

Die MRT hat eine bessere Kontrastauflösung als die CT und ist in der Lage, den retropharyngealen Raum mit einer Reihe von Bildgebungssequenzen einschließlich Diffusion zu untersuchen.

  • T1: zentrales niedriges bis mittleres Signal
  • T2: zentrales hohes Signal
  • T1 C+ (Gd): periphere Anreicherung
  • DWI: Erhöhte Werte, die auf eine eingeschränkte Diffusion hinweisen

Eine sorgfältige Beurteilung des Verhältnisses zwischen der Ansammlung und der Karotisscheide und eine Bewertung möglicher vaskulärer Komplikationen (Thrombose, Pseudoaneurysma-Bildung) ist unerlässlich 1.

Behandlung und Prognose

Die Behandlung ähnelt im Prinzip der anderer infizierter Ansammlungen, die in der Regel sowohl eine chirurgische Drainage (in der Regel über einen transoralen Weg) als auch intravenöse Antibiotika erfordern. In einigen Fällen können Antibiotika allein ausreichen, wenn es sich um kleine Ansammlungen handelt.

Bei rechtzeitiger Diagnose, angemessener Antibiotikabehandlung und Drainage, falls erforderlich, erholen sich fast alle Patienten ohne Probleme.

Komplikationen

Schwerwiegende Komplikationen sind in entwickelten Ländern mit schnellem Zugang zu Bildgebung und Antibiotika selten, jedoch muss Selbstgefälligkeit vermieden werden, da eine retropharyngeale Ansammlung zu potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann, einschließlich 1-3:

  • posteriore Ausdehnung in den Prävertebralraum, Diskitis-Osteomyelitis, epiduraler Abszess
  • laterale Ausdehnung mit Beteiligung der Arteria carotis (Blutung, Pseudoaneurysma, Thrombose, Stenose) und Jugularvene (Thrombose)
  • Anteriore Kompression und Beeinträchtigung der Atemwege
  • inferiore Ausdehnung in das Mediastinum mit der Folge einer Mediastinitis (z.g.
  • systemische Dissemination und Entwicklung einer Sepsis
  • Grisel-Syndrom
  • Lemierre-Syndrom

Differenzialdiagnose

  • retropharyngeale Cellulitis: d. h. gleiche Pathologie, aber keine Abszessbildung
  • retropharyngeales Ödem: Hypoattenuation ohne gut definierten oder sich vergrößernden Rand
  • prävertebraler Abszess: in der Regel sekundär zu Diskitis-Osteomyelitis
  • Retropharyngeales Hämatom 5
    • Blutdichte/-intensität im CT/MRT
    • Capps-Trias
    • in der Regel bei Erwachsenen
  • Retropharyngealer Erguss sekundär zu akuter kalzifizierter prävertebraler Tendinitis 6
    • keine marginale Anreicherung
    • Verkalkung kann in den Musculi longus capitits und longus colli gesehen werden
  • Masse, die den retropharyngealen Raum betrifft: e.z. B. Hämangiom, Tumor
  • retropharyngeale Pseudoverdickung (besonders bei kleinen Kindern, d. h. kurzem Hals)
    • übermäßige Halsbeugung
    • Schlucken
    • Absaugen

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