Hintergrund und Ziele: Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation (ER) wurden mit verschiedenen psychiatrischen Störungen in Verbindung gebracht, was die Notwendigkeit eines besseren Verständnisses dieses Konzepts und seiner Assoziationen mit störendem Verhalten unterstreicht. Wir wollten die ER-Strategie der kognitiven Aufarbeitung mit einem experimentellen Test untersuchen, um unser Wissen über emotionale Prozesse in der Kinderpsychopathologie zu erweitern.

Methoden: In der vorliegenden Studie untersuchten wir die emotionale Reaktivität und die kognitive Aufarbeitung mit einer Computeraufgabe bei 160 medikamentenunbehandelten Kindern im Alter von 8-12 Jahren, die vier Gruppen umfassten: Achtundfünfzig Kinder mit Tourette-Syndrom (TS), 26 Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), 19 Kinder mit TS und ADHS und 57 typisch entwickelte Kontrollkinder.

Ergebnisse: Die Anwendung der kognitiven Aufarbeitung verringerte den negativen Affekt bei allen Teilnehmern, und die Fähigkeit zur Aufarbeitung war positiv mit dem Alter korreliert, die Reaktivität hingegen nicht. Insgesamt unterschieden sich die Gruppen nicht hinsichtlich der Reaktivität oder des Regulierungserfolgs. Betrachtet man jedoch die spezifischen Unterschiede innerhalb der Gruppen, so konnte nur die ADHS-Gruppe den negativen Affekt bei der Neubewertung nicht signifikant verringern. Schließlich korrelierte der Einsatz von Strategien, die als wirksam angesehen wurden, mit dem Erfolg der Regulation, während der Einsatz einer weniger adaptiven Strategie, die mit Unterdrückung zu tun hatte, mit Reaktivität, aber nicht mit der Regulation von Emotionen verbunden war.

Einschränkungen: Die Studie war durch kleine, klinische Kontrastgruppen und eine fehlende Verblindung hinsichtlich des diagnostischen Status bei der Kodierung der während der Aufgabe verwendeten verbalen Strategien begrenzt.

Schlussfolgerungen: Kognitives Reappraisal scheint eine vorteilhafte ER-Strategie für Kinder zu sein, unabhängig vom diagnostischen Status. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kinder eine adaptive ER-Strategie erlernen und anwenden können, wenn sie in dieser Technik unterwiesen werden, selbst wenn Aufmerksamkeitsprobleme vorliegen, was für therapeutische Ansätze bei dysreguliertem Verhalten von großer Bedeutung ist.

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