Eines Tages leckte die Katze von Forschungsingenieurin Alexis Noel, Murphy, fröhlich vor sich hin – so wie es Katzen eben tun – als ihre Zunge an einer Mikrofaserdecke hängen blieb. Der Kater leckte sich selbst frei, aber Noel war von diesem Vorgang fasziniert und fragte sich, warum die Katzenzunge so gut darin war, Knoten zu entwirren und das Fell zu glätten. Doch als sie sich die Literatur ansah, stellte sie fest, dass Ingenieure die Biomechanik der wunderbaren rosa Zungenbürste mehr oder weniger ignoriert hatten.
Deshalb haben Noel und ihre Kollegen in einer neuen Studie in der Fachzeitschrift PNAS versucht, die Geheimnisse der Katzenzunge zu entschlüsseln. In einer früheren Studie wurde berichtet, dass die Zungen von Hauskatzen mit kegelförmigen Höckern bedeckt sind, die als Bürstenborsten verwendet werden, während Noels Team herausfand, dass es sich bei den Ausstülpungen in Wirklichkeit um klauenförmige Haken mit hohlen U-förmigen Spitzen handelt.
Die Borsten liegen im Ruhezustand flach und nach hinten gerichtet, aber wenn es Zeit ist, sich zu putzen, klappt die Katze die Stacheln gerade nach oben. Die Schaufeln an den Spitzen der Borsten nehmen durch die Wasserspannung den Speichel auf und verteilen ihn, während sich die Katze leckt. Als das Team Lebensmittelfarbe auf die Stacheln oder Papillen träufelte, konnten sie sogar etwas von der flüssigen Farbe aufnehmen.
Die Papillen finden sich auch nicht nur auf Hauskatzenzungen. Das Team konnte auch die Zungen eines Rotluchses, Pumas, Schneeleoparden, Tigers und Löwen untersuchen. Sie erstellten 3D-Scans der Zungen und stellten fest, dass sie alle Papillen von ähnlicher Größe und Form haben, obwohl die Zungen der Großkatzen viel mehr Zacken aufweisen. Obwohl die Papillen recht kurz sind, stellten die Forscher fest, dass sie selbst bei den großen Katzen lang genug sind, um das Fell einmal auszukämmen. Die einzige Ausnahme war die Perserkatze, deren Zungenpapillen einfach nicht lang genug sind, um mit ihrem fließenden, luxuriösen Fell fertig zu werden.
Es stellte sich heraus, dass auch die Technik eine Rolle spielt. Das Team zeichnete auch auf, wie sich Katzen mit Hilfe von Hochgeschwindigkeitsvideos selbst pflegten, und stellte fest, dass sich die kleinen Zungenspitzen drehen, wenn sie auf Knoten stoßen, was es der Katze ermöglicht, die Verfilzungen und Verknotungen zu lösen.
Im Laufe eines ganzen Tages verteilt eine Katze beim Lecken etwa ein Fünftel einer Tasse Wasser auf ihrem Fell, berichtet Carrie Arnold bei National Geographic. Wozu also die ganze Pflege? Abgesehen davon, dass die Kätzchen fabelhaft aussehen, haben Wärmebildaufnahmen gezeigt, dass die Pflege des Fells auch einen Temperaturunterschied von 30 Grad zwischen der Haut und dem äußeren Fell bewirkt, da der Speichel verdunstet und die Katzen – die nur über ihre Fußballen schwitzen – kühl hält.
Diese fantastische Technik im Katzenmaul hat das Team dazu inspiriert, eine eigene Version zu entwickeln. Mithilfe eines 3D-Druckers schufen sie eine kleine, von der Zunge inspirierte Pflegebürste (TIGR), die die Wirkung der Katzenpapillen nachahmt. Frankie Schembri von Science berichtet, dass das Team glaubt, dass die Bürste ein Hit für Tierliebhaber sein könnte, da sie die Art der Katzenpflege nachahmt. Sie könnte auch verwendet werden, um Medikamente direkt auf die Haut der Katze zu bringen.
Noch besser: Die Bürste sollte in der Lage sein, das Katzenfell besser von der Couch zu kratzen als der Staubsauger.